Lichter der Nacht

Nachts ist es finster. Finster heißt kein Licht und kein Licht heißt keine Fotografie? Ganz so simpel ist es nicht. Glücklicherweise. Ich hab es endlich mal wieder geschafft, die Lichter der Nacht fotografisch festzuhalten. Etwas, das sich einfacher anhört, als es wirklich ist.

„Hubble 2 im Haselgraben?“ wurde ich mal gefragt.

Diese Frage lässt sich mit einem klaren NEIN beantworten. Ich möchte euch einen kleinen Einblick geben, was es heißt, ein Foto der Milchstraße zu generieren. (siehe unten).

Ausrüstung

  1. Kamera: klar.
  2. Stativ für Langzeitbelichtungen
  3. Lichtstarkes (Weitwinkel-)Objektiv

Location

Wir suchen nach einem lichtverschmutzungsarmen Platzerl. In der Stadt wirst du einen solchen nicht finden. Am Land (für mich war es das Mostviertel) ist das schon einfacher. Auf Seiten wie https://www.lightpollutionmap.info kannst du dir ein passendes Fleckerl Erde suchen (Info: In der Nähe des Attersees wurde der erste Sternenpark Österreichs eröffnet. Dort soll auch in Zukunft auf möglichst geringe Lichtverschmutzung in der direkten Umgebung verzichtet werden)

Timing

Timing ist alles. Zur falschen Zeit am falschen Ort und unser Foto wird Müll. Außer Wolken, Nebel, Staub oder einer unkoordinierten (und dadurch uninteressanten) Sternenanordnung ist nichts zu sehen. Worauf kommt es also an?

  1. Das Motiv. An einfachsten (weil am größten und dadurch leicht zu lokalisieren) ist es, die Milchstraße zu fotografieren. Am besten sichtbar ist sie in den Sommermonaten und im Winter verschwindet sie in Österreich hinter dem Horizont. Diverse Apps helfen bei der Lokalisierung des gewünschten Motivs. Den größten Spaß macht es aber, wenn der Sternenhimmel generell eine Ansammlung bekannter Anordnungen ist.
  2. Möglichst geringe Lichtpräsenz zwischen uns und den Sternen. Der Mond liefert uns in der Nacht manchmal genug Licht, um Schlitten oder gar Schi zu fahren. Für ein Foto wie dieses ist es also wichtig, den Mond so weit als möglich von der Milchstraße weg zu bekommen oder am besten gleich gänzlich zu eliminieren. Das funktioniert nur bei Neumond.
  3. Wetter. Achte auf die Wettervorhersagen und das Bewölkungsradar. Wir brauchen eine wolkenlose Nacht, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen.

Kameraeinstellungen

Wir brauchen wie immer ein Zusammenspiel aus ISO, Blende und Belichtungszeit. Du kennst deine Kamera am besten. Wähle den höchstmöglichen erträglichen ISO-Wert, um möglichst viel Information auf den Sensor zu bekommen. Die Belichtungszeit ist je nach Brennweite so zu wählen, dass am entstandenen Foto keine Sternenbewegung (Sternenspuren) erkennbar sind. Es kursieren dazu diverse Faustregeln. Lerne dein Equipment durch Probieren jedoch selbst kennen. Die Blende wird sehr weit (zur Gänze) geöffnet.

Aktiviere das Speichern der RAW-Formate, um bei der späteren Bildbearbeitung möglichst ohne Qualitätsverlust arbeiten zu können.

Manueller Fokus

Ein wichtiger Schritt ist die Einstellung des manuellen Fokus. Der Autofokus kommt mit so geringen Lichtmengen nicht zurecht und zwingt uns daher zur manuellen Fokussierung. Wir suchen uns am Himmel einen hellen und großen Stern. Nun nutzen wir den digitalen Zoom der Kamera und holen uns den gewählten Himmelskörper so weit wie möglich heran. Durch Veränderung des Fokus kann eine Veränderung der Sternform festgestellt werden. Wir drehen so lange am Fokusrad, bis dieser so klein als möglich am Display erscheint. Dann ist der Fokus ideal gesetzt.

Selbst-/Fernauslöser

Um die Kamera vor unnötigen Erschütterungen zu bewahren und dadurch die Qualität der Fotos zu schützen, verwenden wir im einfachsten Fall den Selbstauslöser der Kamera im kürzesten Modus.

Resultat

Die Milchstraße sollte bereits gut sichtbar sein, doch noch viel zu viele weitere Sterne und auch die Farbe könnte etwas kräftiger sein. Es ist also notwendig, die Fotos einer weiteren Bearbeitung zu unterziehen. Wenn du dazu einige Infos brauchst, dann schreib einfach unten in den Kommentaren oder melde dich per Mail bei mir. Vielleicht gibt’s dann auch mal einen Blogeintrag über den einfachsten und unkompliziertesten Weg der Bearbeitung.

Wie versprochen, gibt’s am Ende das Resultat meines letzten spontanen Shootings mit den Stars der Nacht.

Milchstraße, 12.8.2021 0.00Uhr, Ybbsitz, ISO-8000, f1.8, 10s

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